Das Treffen by Richard Laymon

Das Treffen by Richard Laymon

Autor:Richard Laymon
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-01-06T23:00:00+00:00


23

Irgendwann verließen sie die schattige Zuflucht und gingen den Hügel zum Wagen hinauf. Vivian kletterte hinein und fand unter Coras Anleitung den Erste-Hilfe-Kasten, reichte ihn hinaus und kramte dann ein frisches Paar Socken und blaue Nikes aus ihrem eigenen Koffer.

»Die Klamotten sind immer noch feucht«, sagte sie. »Wieso breiten wir sie nicht in der Sonne zum Trocknen aus?«

Abilene vermutete, dass sie damit Zeit schinden wollte. Und sie hatte nichts dagegen.

Vivian zog sich Socken und Schuhe an, während die anderen reihum ihre Wunden desinfizierten und verbanden. Nachdem auch Vivian ein Pflaster über ihren Schnitt geklebt hatte, holten sie die Kleidungsstücke, Schuhe und Taschenlampen, die sie letzte Nacht aus dem Pool gefischt hatten, aus dem Wagen. Finley testete die Lampen.

»Kaputt«, sagte sie und warf sie ins Auto zurück.

Sie trugen die Klamotten die Auffahrt hoch, breiteten sie auf dem Asphalt aus und beschwerten sie mit Schuhen.

Als das erledigt war, schlug Finley vor, auch die Sachen vom Schlafplatz zu holen.

Danach haben wir wirklich keine Entschuldigung mehr dafür, das Haus nicht zu durchsuchen, dachte Abilene.

Vielleicht wartete Helen ja beim Schlafplatz auf sie.

Klar.

Sie bezweifelte es stark.

Während sie über die verwilderte Rasenfläche zum Waldrand marschierten, fiel Abilene auf, dass sie nicht einmal nach Helen gerufen hatten. Sie waren mindestens seit einer halben Stunde hier und hatten nicht einmal ihren Namen verlauten lassen.

Aus demselben Grund, aus dem wir uns auch davor drücken, die Lodge zu betreten: Wir wollen die Hoffnung nicht verlieren.

Sie betraten den Wald und fanden den Schlafplatz genau so vor, wie sie ihn verlassen hatten.

Beim Anblick von Helens Bluse und den karierten Bermudashorts stiegen ihr erneut Tränen in die Augen.

»Wenigstens ist meine Kamera noch da«, murmelte Finley, aber es klang nicht, als wäre sie besonders erfreut darüber.

Sie rollten ihre Schlafsäcke zusammen. Als sie fertig waren, lag Helens Schlafsack noch immer mitten auf der Lichtung, die Handtasche daneben.

»Ich mach das schon«, sagte Abilene. Sie kniete nieder und hob die Kleidungsstücke auf. Sie waren bereits getrocknet. Dann wickelte sie die Handtasche in den Klamotten ein und rollte den Schlafsack zusammen.

Helens »Nachlass«.

Das ist kein Nachlass, sagte sie sich. Das sind ihre Sachen, nicht ihr Nachlass. Gott im Himmel!

Zusammen mit ihrem eigenen Schlafsack, ihrem Kulturbeutel und ihrer Handtasche trug sie die Sachen aus dem Wald und über den sonnigen Rasen die Auffahrt hinauf.

Cora stellte die Laterne auf den Boden neben dem Wagen.

Alles andere – einschließlich Finleys Kamera – verstauten sie schweigend im Kofferraum des Jeeps.

Als würden wir zusammenpacken und gleich losfahren, dachte Abilene.

Wenn doch nur …

Der Kofferraumdeckel fiel ins Schloss.

Sie sahen sich an.

»Also gut«, sagte Cora. »Gehen wir's an.«

Sie stiegen die Stufen zur Veranda hinauf. Finley und Abilene trugen Taschenlampen, Cora nahm das Montiereisen in die linke Hand und öffnete mit der rechten die Tür.

»Helen«, rief sie in die Stille dahinter.

Keine Antwort.

Sie betraten das Haus.

Cora ging zielstrebig auf den Empfangsschalter zu und lehnte sich darüber.

Abilenes Blick schweifte über die Treppe, verharrte einen Augenblick auf der dunklen Öffnung zum Korridor und wanderte dann die Galerie entlang. Nichts zu sehen. Die Türen hinter dem Geländer waren nach wie vor geschlossen.

Sie folgten Cora durch die Lobby und betraten den Speisesaal.



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